Lieder von Gott und der Welt

Elsassischer Chanson-Troubadour Robert Jacobi feiert gelungenen Auftritt im Freistetter "Ku-Stall"

 
Kein Blatt vor den Mund nahm der elsässische sänger Ro- bert-Frank Jacobi, im Bild mit der Akkordeonspielerin Anita Pirmann, bei seinem Auftritt im Freistetter "Ku-Stall".    
                                                                                 
Foto: Regina de Rossi

                                                                  
VON REGINA DE ROSSI

    Lieder von Gott und der Welt singt er nicht, er sucht eher die Nischen, die kleinen Verstecke seiner Vergangenheit, seiner Kindheit, der Heimat in Elsass. Robert Jacobi ist ein gern gesehener Gast auf der Kleinkunstbühne des Freistetter
"Ku-Stall" von Martin und Despina Schütt. Er passt auch gut hierher, in diese urig heimelige Gastlichkeit, die von Tradition geprägt ist und die "Muddersproch" als eigenes Kulturgut steht, die es zu schützen gilt. Eine Ansicht, die auch der elsässische Liedermacher teilt und deren dichterisch-musikalische Umsetzung ihm 2005 zum Europapreistrager der Kategorie Mundart verhalf.

In Sakko und Hemd

    Adrett, wie gewohnt in Sakko und Hemd, die Krawatte durch ein farblich abgestimmtes Halstuch ersetzt, betritt Robert-Frank Jacobi in französisch zurückhaltender Vornehmheit die Bühne, setzt sich, nimmt die Gitarre und schaut sich erst mal um. Bald schon wird er seine ihm angedachte Contenance ablegen und sich dem Publikum als einer von ihnen präsentieren.
    Einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt, mal traurig, mal frivol, mal nachdenklich, dann herrlich ironisch auf Politik und Staatsbelange den Geschmack der Zuschauer trifft, wie Wilhelm Tell den Apfel auf dem Haupt seines Sohnes Walter. Das Hauptaugenmerk legt er aber auf »Min Land dort am Rhin« und interpretiert damit nicht nur einen der namhaften Chansonniers Frankreichs, Jacques Brel.
    Begleitet wird er von Anita Pirmann, die zu Recht als begnadete Akkordeonistin bezeichnet werden darf und deren Musik so herrlich zu den elsässischen Vergangenheitsimpressionen passt. "Pfaffhoffe, min kleines Pfaffoffe"singt Jacobi und bringt manches Auge zum Weinen. Man erinnert sich gerne an die Kinderzeit, lässt Bilder auftauchen von alten Bachen und krummen Gassen, von Kinderstreichen und dem Spielen im Freien bis zum Sonnenuntergang.

Nicht auf der Strecke

     Aber die Wehmut langst vergangener Tage bleibt eben nicht auf der Strecke. Der elsassische Chanson-Troubadour scheint sie gerne zu wecken, sich selbst darin wieder zu finden, an dem Tisch, den er nach dem Tod des Vaters erben möchte, weil er so viele Erinnerungen in sich birgt. Er besingt die Schulmamsell, den Hasenpfeffer, das Jeanettle und Sessenheim, wo einst Johann Wolfgang von Goethe sich in die blonden Zöpfe der Frédérique Brion verliebte.
   
Ein schöner Abend im "Ku-Stall", der alle anwesenden Chansonfreunde reich beschenkte. Die zweite Halfte war eher geprägt von frivolen Wortklaubereien, doch anstößig fand das hier niemand. SchlieBlich sang er "Liedle üssm Laewe gegriffe" und da gehoren verpfuschte heitsoperationen genauso dazu wie "bleede" Nachbarn oder Politiker, die außer Liberté, Egalité auch die "Frivolité" lieben.

Mittelbadische Presse 25/9/2009

Presse Robert-Frank Jacobi - M.Badische Presse 25/9/09
© 2021 anita pirman